SY: Magic Star (Jeanneau 53)
Vom 29.06.23 bis 07.07.23 = 9 Tage, 437 sm, davon ein Hafentag
Reiseroute: Ijmuiden (Niederlande) – Den Helder (Niederlande) – Brunsbüttel – Kiel Seeburg – Maasholm – Kühlungsborn – Warnemünde – Greifswald
Skipper: Jürgen
Crew: Christian, Dietrich, Olli, Raphael, Stefan, Klaus

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Der Törn war ein Meilentörn im Rahmen einer Überführung der SY „Magic Star“, einer Jeanneau 53 der Segelschule Hering in Berlin. Das Schiff, das im Winter in der Karibik segelte, wurde in mehreren Etappen zurück nach Deutschland überführt. Unsere Etappe war die letzte, und zwar von Amsterdam (Ijmuiden Seaport) nach Greifswald.

An Bord waren sechs erfahrene Segler und der Skipper Jürgen von der Segelschule Hering. Anreise war am Mittwoch, dem 28.06.2023. Die Seaport Marina von Ijmuiden liegt etwa 40km westlich von Amsterdam und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Amsterdam aus gut zu erreichen. Der Hafen, der eine sehr gute Infrastruktur bietet, dient auch als Liegeplatz für Schiffe, die Crews und Ausrüstung zu den vorgelagerten Windparks in der Nordsee bringen.
Nach dem Einklarieren und Kennenlernen wurde der Zeitplan für Einkaufen und die Fahrt nach Den Helder am nächsten Tag besprochen. Der Abend klang dann in einem sehr guten chinesischen Restaurant im Hafen aus.

Tag 1, Donnerstag 29.06.2023, Ijmuiden – Den Helder, 35 sm, 7h
Nach dem Einkaufen per Taxi am Vormittag und Verstauen des Proviants wurde die Route durchgesprochen. Bereits am Vorabend hatten wir den Zeitpunkt für das Auslaufen kurz vor dem Hochwasser in Ijmuiden ermittelt.
Das Auslaufen erfolgte um 11:45 Uhr bei bedecktem und regnerischem Wetter. Es waren 19°C und Westwind mit 3-4 in Böen 6 Bft. Das Wetter wurde dann im Verlauf der Fahrt etwas besser und wir erreichten Den Helder gegen 19:00 Uhr. Der relativ kleine Hafen war zu unserer Überraschung sehr voll, der sehr nette Hafenmeister fand aber noch einen schönen Platz für uns an der Tankstelle.
Der Hafen war deshalb so voll, weil von Den Helder aus das „2023 Tall Ship Race“ gestartet wurde, eine Serie von Wettfahrten für Traditionssegler, von denen viele im „Nieuwe Haven“ lagen.

Tage 2 und 3, Freitag 30.06. und Samstag 01.07.2023, Den Helder – Brunsbüttel, 165 sm, 26h
Nach nochmaligem Einkauf einiger Lebensmittel per Fahrrad (vom Hafenmeister für 1€ verliehen) und Check der Gezeiten für Den Helder und Cuxhaven, legten wir um 12:00 Uhr zu einer Rundfahrt zu den Traditionsseglern im „Nieuwe Haven“ ab.

Neben der „Alexander von Humboldt II“ und der polnischen „Fryderyk Chopin“ waren auch die norwegische „Statsraad Lehmkuhl“ und zahlreiche andere Traditionssegler aus vielen Ländern wie z.B. Uruguay und Malaysia vertreten. Dieses Großevent war sehr eindrucksvoll und findet nur alle fünf Jahre in Den Helder statt, ein echtes Glück, dass wir dabei waren.

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Um etwa 13:00 Uhr ging es dann auf die Nordsee hinaus, das Wetter war anfangs noch sehr gut. Bei etwa 20°C und einem guten Wind von 3 Bft aus SW setzten wir anfangs noch den Blister, den wir aber nach etwa einer Stunde wegen auffrischendem Wind und Wetterverschlechterung bergen mussten.
Die folgende Nacht wurde bei Regen und Südwest-West 5-8 Bft und nur noch 15°C durchgesegelt. Das Wachsystem von zwei Personen für Ruder und Navigation, zwei Personen auf Standby und zwei Personen schlafend hat sich dabei als sehr gut bewährt. Der Wachwechsel erfolgte alle drei Stunden.
Um etwa 9:00 Uhr erreichten wir die Elbmündung, der Wind lag immer noch bei 6 Bft und hatte auf NW gedreht. Bei typischem „Schietwetter“ segelten wir mit Motorunterstützung in die Elbe und erreichten um etwa 11:30 Uhr die Schleuse Brunsbüttel, den Beginn des Nord-Ostsee-Kanals. Nach Anruf auf UKW wurden wir etwa 90 min später geschleust. Die Schleusenkammer war riesig groß und wir legten seitlich an Schwimm-Pontons aus Holz an.
Den Abend und die Nacht verbrachten wir im Hafen von Brunsbüttel, direkt neben der Schleuse. Der Hafen ist sehr klein und die Infrastruktur auch nicht besonders gut. Für alle Boote gab es leider nur zwei Duschen und eine funktionierende Toilette.

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Tag 4, Sonntag 02.07.2023, Brunsbüttel – Kiel Seeburg, 55sm, 10h30‘ unter Motor mit Segelunterstützung
Nachdem es in der Nacht bei kühlen Temperaturen immer wieder geregnet hatte, klarte es am Vormittag dann auf. Bei starkem westlichem Wind von 6-8 Bft und Regenschauern durchfuhren wir den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) unter Motor mit Segelunterstützung. Zum Glück hatten wir noch rechtzeitig erfahren, dass ab 01.07. auf dem NOK eine Höchstgeschwindigkeit von 12km/h gilt, wohl aufgrund des höheren Verkehrsaufkommens in den Sommermonaten.
Unterwegs telefonierten wir mit den Hafenmeistern im Raum Kiel. Aufgrund des starken Windes und der vorhergesagten Sturmböen für den folgenden Tag waren fast alle Häfen belegt. Zum Glück konnten wir den Hafenmeister von Kiel-Wik noch vor Feierabend erreichen, der uns einen Schwimmsteg in Seeburg nahe dem Stadtzentrum von Kiel zugewiesen hat. Der kleine Hafen in der Nähe der Fährterminals ist sehr zentrumsnah und  die Innenstadt von Kiel ist in wenigen Minuten fußläufig erreichbar.
Der Abend klang dann mit Skipper Jürgen’s legendären Königsberger Klopsen aus, eine gute Stärkung für den folgenden Starkwindtag.

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Tag 5, Montag 03.07.2023, Kiel-Seeburg – Maasholm, 23sm, 4h30‘
Bei Starkwind von 6-7 Bft in Böen 8 haben wir erst mal An- und Ablegen mit diesem großen Schiff unter schwierigen Bedingungen geübt. Danach ging es ab 12:00 Uhr unter Halbwind und 3. Reff und stark gereffter Genua auf die Kieler Förde.
Ausgangs der Kieler Förde wurde angeluvt und mehrere Mann-über-Bord Manöver nach „englischer Lehrweise“ geübt: Motor an, Bug durch den Wind, beide Segel back und Gegenruder (ähnlich wie beim Beidrehen), dann mit dosiertem Rückwärtsgang den MOB anpeilen, sodass er mittschiffs kommt. Vorteil ist, dass durch die starke Krängung der MOB relativ einfach an Bord zu bringen ist. Bei 8er Böen aber dennoch eine Herausforderung.
Maasholm erreichten wir gegen 16:30 Uhr, wir ließen den Tag nach einem ausführlichen „Anleger“ an der dortigen legendären Currywurstbude ausklingen.

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Tag 6, Dienstag 04.07.2023, Maasholm – Kühlungsborn, 72sm, 8h44‘
Sturmtief „Poly“ ließ grüßen. Während am Ausgangspunkt unserer Reise in den Niederlanden Orkanböen herrschten, waren bei uns „nur“ SW 6-7 in Böen 8 vorhergesagt. Da dieser Wind für uns günstig war, starteten wir den langen Schlag non-stop nach Kühlungsborn. Wegen unserer Masthöhe von 22,5m mussten wir Fehmarn hierbei nördlich umrunden.
Nach dem Ablegen um 9:30 Uhr glaubten wir zunächst der Wetterprognose nicht mehr, da der Wind im Fahrwasser der Schleimündung noch eher schwach war. Wenig später erwies sich die Windprognose allerdings als richtig und wir setzten das Groß mit Reff 2 und eine entsprechend gereffte Genua.

Achtern

Auf etwa halbem Weg zwischen Maasholm und Fehmarn tauchte an Backbord ein Traditionssegler unter Motor auf. Es war die „Gorch Fock“, die sich auf der Rückreise nach Kiel befand. Wir passierten sie in etwa 1sm Entfernung.
Auf Halb- bis Am-Wind Kurs auf einem Bug (ohne Shiften der Segel) erreichten wir nach 72sm den Hafen von Kühlungsborn. Bei der Umrundung von Fehmarn mussten wir nach Aufforderung durch die dänische Küstenwache den Kurs wechseln, um das Sperrgebiet, das für das Ausbaggern des Fehmarn Tunnel eingerichtet wurde, zu umfahren.
In Kühlungsborn hatten wir direkt an der Mole längsseits festgemacht. Kühlungsborn ist ein sehr guter Hafen mit viel Platz und einer guten Infrastruktur, nur der Weg von der Mole zu den Sanitäreinrichtungen war etwas zu weit…

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Tag 7, Mittwoch 05.07.2023, Kühlungsborn – Warnemünde, 12sm, 3h30‘
Tag 8, Donnerstag 06.07.2023, Hafentag Warnemünde
Wir warteten am Vormittag noch das angesagte Regengebiet ab, und es schüttete tatsächlich wie aus Eimern. Um 12:30 Uhr legten wir dann bei wieder strahlend blauem Himmel ab, bei SW 6-7, später nur noch 3 Bft. Wir übten kurz vor dem Fahrwasser Warnemünde noch einige MOB-Manöver und liefen dann um 16:00 Uhr in Warnemünde in den Alten Strom ein. Hier fanden wir auf der Ostseite – im Bereich der neu geschaffenen Liegeplätze nahe dem Hafenmeister-Gebäude – einen sehr schönen Liegeplatz längsseits am Nordende der Mittelmole.

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In Warnemünde „tobte der Bär“, da gerade die Warnemünder Woche war. Wir entschlossen uns daher, am nächsten Tag einen Hafentag einzulegen und einige der Segelregatten live zu sehen.
Am Donnerstag bummelten wir durch die Stadt und sahen uns zwei Wettfahrten der Starboote an, die direkt vor dem Strand ausgetragen wurden.
Am Abend aßen wir dann alle zusammen im Restaurant „Hummerkorb“. Das Essen hatte eine hohe Qualität und der Service war perfekt. Besonders zu empfehlen: Labskaus

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Tag 9, Freitag 07.07.2023, Warnemünde – Greifswald, 72sm, 11h30‘
Es war das erste Mal „T-Shirt Wetter“ mit schwachem Wind. Wir legten um 08:00 Uhr ab und fuhren mehrere Stunden unter Motor. Stralsund passierten wir am Nachmittag und schafften die Durchfahrt durch die Zugbrücke um 15:20 Uhr. Unter Motor liefen wir weiter bis in den Greifswalder Bodden.
Da der Wind zugenommen hatte, setzten wir zum Abschluss noch mal Segel und segelten bis direkt vor die Wiecker Klappbrücke. Danach ging es unter Motor durch den Ryck bis zu unserem Liegeplatz im Yachtzentrum Greifswald direkt vor der Hanse Werft.

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Wir ließen den Törn in dem sehr guten Restaurant „Tischlerei“ gebührend ausklingen.

Fazit: ein erlebnisreicher Törn, ein tolles Team und ein super Skipper; bei dem starken Wind habe ich viel gelernt und würde den Törn jederzeit wieder mitmachen.

Klaus Alrutz-Ziemssen

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