6. Juni 2017 bis 30. Juni 2017
Crew: G.-Andreas Meißner, temporär Philipp und Peter
SY: Ayla (Sirius 32DS)

25 Tage (465 km, 42 Schleusungen)

Dies ist mal wieder ein Fahrtenbericht der anderen Art: Wie kommt ein Eigner einer Sirius 32DS dazu, mit einem Schiff gebaut für die Ost- und vielleicht auch Nordsee, die Seen der Mecklenburgischen Seenplatte zu durchkreuzen?

  1. Das Zeitfenster meines Lebens: Meine passive Altersteilzeit erlaubte es mir, auf Reisen zu gehen, wann und wie ich will.
  2. Die Neugierde: Als ich vor Jahren mit meiner Delanta 80 die klassische Route wählte - 1 Woche hin zur Müritz, 1 Woche auf der Müritz und 1 Woche zurück - stellte ich fest, dass es noch viele Gewässer links und rechts des direkten Weges gab.
  3. Das Motto: „Der Weg ist das Ziel“ - Nicht die Müritz war mein Ziel, sondern der Weg dorthin, die vielen Seen und Buchten.
  4. Einhand: Partnerin und Kinder müssen arbeiten, zeigen aber Verständnis.
  5. Der Tiefgang: Meine Delanta hatte 1,25 m und das war schon grenzwertig. Als ich mir meine Sirius bauen ließ, bestand die Möglichkeit auf eine Tiefgangsreduzierung auf 1,15 (!) m. Das war die Chance.

 

Mit NV.Atlas Binnen Teil 2, App auf dem iPhone6 und Installation auf dem Laptop (incl. GPS Empfänger) ausgestattet, machte ich mich an die Planung und die Reise. Die Schleusen der Havel-Oder-Wasserstraße mit Schleuse Spandau und Lehnitz flößten mir so viel Respekt ein, dass ich mich zumindest mit Zehdenick von Philipp (Sohn meiner Partnerin) begleiten ließ. Von dort aus war ich auf mich gestellt, allein mit xx Schleusen, aber auch unzähligen Seen, Kanälen, Buchten, in denen ich ganz alleine lag, aber auch mit Fischreihern, Enten- und Schwanfamilien, Tauchern, Bussarden und Habichten und Vögeln aller Art und schließlich mit meinen Gedanken!

Mein Weg führte mich entlang der Oberen-Havel-Wasserstraße OHW über Liebenwalde und Zehdenick in die Templiner Gewässer (Lankensee) vorbei an Templin bis in den Fährsee, dann zurück zur OHW und über Himmelfort in die Lychener Gewässer (Bucht südöstlich von Hoheswerder), wieder zurück zur OHW und über Priepert durch den Kammerkanal bis Neustrelitz. Vom Woblitzsee wollte ich noch näher an die Quelle der Havel gelangen, aber eine TT von 0,9 m war dann doch zu wenig für mich. Über die Müritz-Havel-Wasserstraße ging es bis Rechlin (mit einer Schleife über die Müritz) und weiter bis in den Müritzsee, wo ich die absolute Ruhe genoss.

Auf der Rückfahrt habe ich natürlich die Rheinsberger Gewässer mit Rheinsberg selber und dem Dollgowsee sowie dem Zootzensee erkundet. Ab Rheinsberg konnte ich Peter begrüßen, der mich bis Berlin begleitet hat. Die weitere Route war wie üblich, allerdings über Oranienburg, was sich sehr empfiehlt, wo uns aber der Jahrhundertregen mit starker Strömung bis Berlin eingeholt hat.

Ich habe es bevorzugt, eher in den traumhaften Buchten zu ankern, als die Marinas anzulaufen oder mir die Städte anzuschauen. Mit einer Sirius ohne Mast war ich dort der absolute Exot! Dafür wurde ich laufend angesprochen: „Fahren Sie wirklich allein?“; „Sie haben aber ein schönes Boot!“; „Was ist das für ein Boot? So ein Motorboot habe ich noch nicht gesehen…“; „Sie haben doch aber noch einen Mast?“.

Zum Schleusen war ich mit jeweils einer Vor- und Achterleine, Boots- und Schleusenhaken sowie – Dank meines Kameraden Thomas – mit zwei stabilen Schleusenbrettern perfekt ausgestattet. Dem Tipp meines Kameraden Hans folgend, habe ich laufend den Seewasserfilter kontrolliert und musste ihn tatsächlich alle 2-3 Tage reinigen, weil in den Kanälen, Schleusen oder an den Warteplätzen so manchen Schmutz im Wasser schwamm.

Nicht neu, aber trotzdem wiederhole ich hier gern den Hinweis: bei der Bergschleusung sollte man – gerade als Einhandfahrer – nicht als erster in die Schleuse einfahren. Durch die Strudel macht man sich das Leben nur unnütz extra schwer.

Als Großstadtmensch überwältigte mich vor allem die Ruhe – nichts zu hören (außer meinem Tinnitus) ist einfach toll – die Geräusche der Natur allemal. Dann war es der Himmel und die Wolken: Fast dieselben Wolken ziehen auch über Berlin, aber hier sah ich sie. Dann das Grün: kräftig und satt in verschiedensten Nuancen. Dann die Farben des Wassers: Nahezu jeder See hat einen andere Färbung.

Anstatt der Weite der See mit freier Sicht bis zum Horizont muss man sich bei solch einer Tour an Durchfahrthöhen von Brücken orientieren (wie groß ist die eigene Durchfahrtshöhe DH?), natürlich an Tiefgangsbeschränkungen (Tauchtiefe TT) (d.h. ruhig bleiben, wenn man bei 8 km/h das Echolot nur noch 0,1 anzeigt (m ab UK Kiel), Durchfahrtsbreiten (d.h. wenn neben dem Schiff in ca. 3m Abstand das Schilf wächst). Belohnt wird man mit einmaliger Schönheit der Natur, immer nur weniger Autominuten von unserer Heimatstadt Berlin entfernt.

Login für Vereinsmitglieder

Gesundheit an Bord

Die SVUH wird unterstützt von